Startseite Hans Wrage über das Leben zwischen Fischmatkt und der großen Freiheit Kurt Gerntke zur Ausstellung “Stadtlandschaft" Ruth Dunkelmann  "Stadtlandschaften, Hafen und Küste" Eröffnungsrede Staatsarchiv Hamburg: Zwischen Reeperbahn und Fischmarkt Zeichnungen aus der Serie zwischen Fischmarkt und der grossen Freiheit. Impressum, Kontakt Link auf Hans-Wrage.e Startseite Hans Wrage über das Leben zwischen Fischmatkt und der großen Freiheit Kurt Gerntke zur Ausstellung “Stadtlandschaft" Ruth Dunkelmann  "Stadtlandschaften, Hafen und Küste" Eröffnungsrede Staatsarchiv Hamburg: Zwischen Reeperbahn und Fischmarkt Zeichnungen aus der Serie zwischen Fischmarkt und der grossen Freiheit. Impressum, Kontakt Link auf Hans-Wrage.e Wrage ist wirklich in der Stadt Hamburg oder besser in den Stadtteilen, die hier besonders hervorgehoben werden, zu Hause, und es fließt sicherlich die innere Verbundenheit, die man früher unbefangener Heimatliche genannt hätte, mit in sein Werk ein, ohne daß eine kritische Verklärung entstehen könnte. Stadt, das ist ein vieldeutiges Gebilde, mit zahlreichen Aspekten, die hier nicht ausgebreitet werden können. Die Stadteile Eimsbüttel und St. Pauli und eigentlich auch Altona haben in den hier ein- gefangenen Motiven eine gut hundertjährige, vielleicht auch 150jährige Geschichte und bescherten ihren Einwohnern einen Raum mit Licht und Schatten. Viele Zugewanderte, z.B. Landarbeiter aus Mecklenburg, wenn sie nicht ausgewandert waren, machten aus der schon großen Handelsstadt Hamburg eine Großstadt. Die Indu- strialisierung, die Gründerjahre blähten die Stadt auf, und der Wohnungs- bau jener Jahre überschwemmte die Weiden des Dorfes Eims- büttel und die offenen Gebiete zwischen Altona und Hamburg mit Miets- häusern, die teilweise mit Stuckverzier- ungen zur Straßenseite hin verschönt wurden, durch deren Torbögen man aber in die Hinterhöfe gelangte, in denen Wohnraum in Schlichtbauweise erstellt worden war. Aber auch das bessere Mietshaus mit verschönter Straßenfassade hatte eine kahle Rückseite, die im Normalfall nie wieder gestrichen wurde, nur wenn sie gegen Westen stand und durchfeuchtete wurde sie geteert. Die Wohnwelt dieser Stadtteile war gekennzeichnet durch Enge mit vielen Reibungsstellen zwischen den Menschen, es fehlte der Freiraum, es fehlte das Sonnenlicht, und es blühte die Armut, so daß der Krämer an der Ecke anschreiben mußte und die Kneipe, die es an jeder Straßenkreuzung gab, den Männern einen fragwürdigen Trost gab. Diese Welt der hier angesprochenen Hamburger Stadtteile hat keine so berühmten Chronisten gefunden, wie das Armenviertel in Berlin, wo Künstler wie Zille oder Kollwitz lebten, Namen, die hier nicht erläutert werden müssen. Aber in den dicht bebauten und über- bevölkerten Stadtteilen gedieh auch die Mitmenschlichkeit, die Nachbarschaft, und es gab auch die Bemühung, in die grauen Hinterhöfe Farbe zu bringen, wenn Blumen in noch nicht gepflasterten Fleckchen Erde gezogen und Balkonkästen liebevoll betreut wurden. Um die Jahr- hundertwende wirkte sich auch die Idee des Leipziger Arztes Daniel Schreber aus, und die Ländereien vor der bebauten Stadt wurden parzelliert und zum Kleingarten gemacht, von Menschen, die in der Enge der Mietskasernen wohnen mußten, aber in den heute voll bebauten Stadtteilen Stellingen, Langenfelde, Bahrenfeld einen Ausgleich auf den gepachteten Grünflächen fanden. Er blieb also in einem Stadtteile, in dessen Straßen verhältnismäßig weniger durch den Krieg zerstört worden war als etwa in Rothen- burgsort, aber es war das Stadtbild doch bestimmt durch das Neben- einander von Trümmerflächen und abgeschnittenen Häuserzeilen, und im Laufe von dreißig Jahren erlebte Wrage es mit, wie ebenerdige provisorische Läden gebaut, breite Verkehrsadern durch die Stadt gelegt wurden und ein neuer Wohnungsbau zwar keine Hinterhöfe mehr entstehen ließ, aber durch das rationelle Bauen die glatte Fassade so bevorzugte, daß seelenlose Wohnkästen und Silos entstanden. Erst die Architekten diese Jahrzehnts brechen die glatte Fassade wieder auf und gliedern sie, aber was dreißig Jahre Heimat gebracht hat, macht nachdenklich. Hans Wrage ist durch diese sich wandelnde Stadt immer wieder mit seiner Staffelei gezogen und hat Zeichnungen die Konturen der verwinkelten Straßen und Häuser festgehalten. Wenige aus der großen Fülle der Stadtkonturen sind ausgestellt. Wrage hat mit Wasserfarbe und Öl immer vor Ort gemalt, eine Sache, die selten geworden ist, denn die meisten Künstler malen heute aus dem Kopf heraus oder nach Fotos, während Wrage die unmittelbare Anregung aus dem Motiv für sein Schaffen braucht. Er gehört damit in die Reihe der Hamburger Malertradition, die von Lichtwark, dem berühmten Direktor der Hamburger Kunsthalle, abgeregt wurde, für die große Hamburger Maler leuchtende Beispiele geben, zu denen auch Wrages Lehrer Professor Friedrich Schaper gehört und zu denen auch Otto Brügmann gezählt werden muß, dessen Ausstellung vor einem Jahr hier zu sehen war, von dem wir aber natürlich keine Stadtlandschaft hätten bekommen können. Wrage malt draußen in der fast noch unberührten Natur, aber auffällig ist doch bei der Wahl seiner Motive die starke Neigung, Gegenstände, die der Mensch geschaffen hat, zu Eckpunkten seiner Bilder zu machen und damit Spannung in die Komposition zu bringen. Dabei ist das Bild der Stadt kein Abklatsch, sondern die gestalterischen und malerischen Fähigkeiten Wrage erbringen Bilder mit klarer Konzeption, mit guter räumlicher Gliederung, mit interessanten Farbwerten, die über die Dokumentation der Stadtansicht hinaus innere Werte einschließen. Wrage verdeutlicht in seinem Werk, daß das Verhältnis des Menschen zur Enge der Häuser nicht nur Abwehr bewirkt, sondern auch Geborgenheit ergibt, so daß zum Beispiel Tragödien entstehen können, wenn bei der Stadtsanierung alte Häuser abgerissen und alte, langjährige Bewohner entwurzelt werden und dahinwelken. Wir erfahren aber auch als erfreuliche Wende, daß besonders jungen Menschen die abgenutzten Häuser der Stadt zu schätzen wissen und durch ihre positive Einstellung der Stadt Leben und Wärme verleihen. Hans Wrage hat diese Möglichkeiten in seinem malerischen Werk nie aus den Augen verloren. Er hat aus dem bescheidenen Spiel des Lichts auf den grauen und verwitterten Hauswänden den Anstoß für das Malen gefunden und die abgelegenen Winkel der Stadtteile Altona, Eimsbüttel und St. Pauli liebevoll ins Licht gesetzt. Baustelle Försterweg, 1958 Lessingtunnel,1979 Altonaer Fischmarkt, 1970 Sternbrücke, 1974